Sachsen im Wandel
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution wurde in einer Fotoausstellung auf 37 Bildtafeln die Entwicklung des Freistaates Sachsen von 1990 bis 2010 gezeigt.
Im direkten Vergleich lässt sich erkennen, wie sehr sich Gebäude, Einrichtungen und Landschaften im Freistaat verändert haben. Die Bildauswahl orientiert sich an den Themenfeldern Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft, Umwelt und Stadtumbau sowie Bildung und Forschung. Neben der thematischen Vielfalt wurde auf die regionale Ausgewogenheit der Bildinhalte Wert gelegt.
Werfen Sie einen Blick in die Ausstellung und sehen Sie, wie sich der Freistaat im Laufe der Jahre verändert hat.
Im Johannisbad genießen die Zwickauer seit 1869 neben der Schwimmhalle auch therapeutische Angebote. Nach der Schließung 1991 aufgrund des maroden Zustands wurde der imposante Bau mit großem Bürgerengagement seit 1997 saniert. Heute strahlt das Kulturdenkmal in neuem alten Glanz. Wellness-, Fitness- und Therapieangebote ergänzen den Badespaß.
Das Kunsteisstadion im Sahnpark ist eine der beliebtesten Sportflächen Sachsens. 1964 als Freiluftstadion erbaut, bietet seit 1994 ein Dach Voraussetzungen auch für Eishockeyprofis. Die Eispiraten Crimmitschau, die in der 2. Bundesliga spielen, begeistern viele Fans. Seit 2010 steht zusätzlich ein Mehrzweckgebäude zur Verfügung. Das Stadion ist Treffpunkt für den Vereinssport und alle Bürger.
Der vogtländische Musikwinkel ist seit dem 17. Jahrhundert ein Zentrum des deutschen Musikinstrumentenbaus. 1988 machte sich Jürgen Voigt selbstständig. Heute arbeiten rund 30 Mitarbeiter in seiner Firma. Die Konzertposaunen, Trompeten und innovativen Sonderanfertigungen werden von Musikern in vielen Ländern hoch geschätzt.
Gedrechselte und bemalte Holzfiguren entstehen im Erzgebirge seit dem 17. Jahrhundert. Mit dem zurückgehenden Erzbergbau hatten die Familien damit ihren Lebensunterhalt bestritten. Heute sind die in vielen kleinen Handwerksbetrieben hergestellten Spielzeuge und die weihnachtliche Holzkunst in aller Welt begehrt. Berühmt sind vor allem die Räuchermänner, Nussknacker oder der Schwibbogen mit der Seiffener Kirche.
Nach einer eindrucksvollen Entwicklung seit 1990, in der sich der Umsatz mehr als verdoppelte, gehört die sächsische Ernährungswirtschaft heute zu den stärksten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes in Sachsen. Friweika als größter Kartoffelverarbeitungsbetrieb des Freistaates verarbeitet heute mit seinen 300 Mitarbeitern rund 140.000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr. Im September 2010 feierte der Betrieb sein 40-jähriges Bestehen.
Die untere Abbildung dokumentiert die Ausmaße des Waldsterbens; eine der größten Umweltkatastrophen Mitteleuropas. Durch die Luftschadstoffbelastung aus Braunkohlekraftwerken starben im sächsischen und böhmischen Erzgebirge bis 1990 rund 30.000 Hektar Fichtenwald. Die beräumten Gebiete wurden mit verschiedenen Baumarten wieder aufgeforstet und bilden heute geschlossene Waldbestände.
Im Lausitzer Braunkohlerevier wird die Veränderung in den letzten 20 Jahren besonders deutlich. Zwar wird die Braunkohle weiterhin gefördert, aber dank der durch Bund und Länder finanzierten Sanierung und der Flutung früherer Tagebaue entsteht Europas größte von Menschenhand geschaffene Seenlandschaft. 23 Seen laden zu Wassersport und Erholung ein.
Die Umweltsituation in der ehemaligen DDR war insgesamt erschreckend. Abfallentsorgung passierte dort, wo Platz war. Schadstoffe gelangten so auf und in den Boden und stellten eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Inzwischen sind mehr als 60 Prozent der ehemals schadstoffbelasteten Flächen saniert. Eine leistungsfähige Umwelttechnikbranche entstand in diesem Prozess. Sie nimmt im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein.
Der Freistaat Sachsen ist das Bundesland mit der längsten Grenzlinie zu benachbarten Staaten. 1993 setzten rund 400 Menschen an der deutsch-tschechischen Grenze bei Sohland ein Zeichen für gute Nachbarschaft und gegen Fremdenhass. Mit Kerzen in der Hand waren sie zum Grenzbalken gekommen. Seit dem Beitritt zum Schengener Abkommen Ende 2007 gibt es nun auch bei den Reisen nach Tschechien und Polen keine Grenzkontrollen mehr.
Der Freistaat Sachsen hat mit Dresden und Leipzig/Halle zwei leistungsfähige Verkehrsflughäfen. Der Flughafen Dresden International ist ein wichtiger Standortfaktor für weitere Investitionen und Ansiedlungen internationaler Firmen, vor allem in der Mikroelektronik und Biotechnologie. Seit 1990 hat sich die Passagierzahl des Flughafens Dresden International mit fast 2 Millionen Passagieren jährlich mehr als verneunfacht.
Entlang der Schlossstufen und des Hohlweges gelangen jährlich tausende Touristen hinauf zur Wiege Sachsens, der historischen Albrechtsburg, und zum Dom. Die Sanierung und Modernisierung der barocken Gebäude links und rechts des Weges erfolgte in den Jahren 1993 bis 1999. Heute befinden sich dort attraktive Wohnungen sowie einladende Geschäfte und Gaststätten. Auf der Albrechtsburg wurde 1990 der Freistaat Sachsen neu gegründet.
Der Klostermarkt erhielt seinen Namen nach dem um 1280 errichteten Dominikanerkloster. Nach 1990 wurden die Häuser aufwendig saniert und spätklassizistische Fassaden rekonstruiert. 1999 erfolgte die Umgestaltung des Platzes. Brunnen, Plastiken, Cafés, Gaststätten und Einzelhandelsgeschäfte laden zum Verweilen ein.
Die Universitätsbibliothek Leipzig, gegründet im Jahre 1543, wurde während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt. Der aufwendige Wiederaufbau und die Rekonstruktion einzelner Gebäudeteile erfolgte erst ab 1992 und dauerte bis 2002 an. Die Universitätsbibliothek besitzt knapp 4 Millionen Bände. Im Freistaat Sachsen gibt es heute über 500 öffentliche Bibliotheken.
Der Forschungsreaktor sowjetischer Bauart im früheren Zentralinstitut für Kernforschung der DDR wurde 1990 stillgelegt. Der moderne Elektronenbeschleuniger ELBE stellt heute unterschiedliche Teilchenstrahlen für die Forschung auf den Gebieten der Physik und Medizin zur Verfügung. Zum 1.1.2011 wechselt das FZD in die Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Die »Fürstenschule Sankt Afra in Meißen« wurde 1879 im Beisein von König Albert von Sachsen eingeweiht. Zu DDR-Zeiten beherbergte das Gebäude die Hochschule für Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG). Seit 2001 lernen und leben hochbegabte Schüler im Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra.
Umfangreiche Baumaßnahmen prägen den Campus der Universität Leipzig. Der Neubau des Aula- und Kirchengebäudes der Universität Leipzig entsteht an der Stelle der 1968 abgerissenen Universitätskirche St. Pauli. Der Freistaat Sachsen zählt heute je fünf Universitäten, Kunsthochschulen und Fachhochschulen. Ergänzt werden diese Studienmöglichkeiten durch die Berufsakademie Sachsen und die verschiedenen Hochschulen in freier Trägerschaft. 2009 feierte die Universität Leipzig ihr 600-jähriges Bestehen. Die Universität Leipzig bietet einen breiten Fächerkanon in nahezu allen Wissenschaftsbereichen an, mit besonderen Akzenten in den Geistes- und Naturwissenschaften.
Das sächsische Weinanbaugebiet ist das nördlichste und eines der kleinsten in Deutschland. An den Elbhängen rund um Dresden gedeihen seit Jahrhunderten hervorragende Weine. Der fruchtbare Boden des Elbtals bringt 48 verschiedene Rebsorten hervor. Circa 85 Prozent aller sächsischen Rebsorten sind weiß.
Sachsen verfügt über sehr gut ausgebildete Fachkräfte, vor allem im technologieorientierten Bereich. Das hat Tradition. Das Elektronik-Kombinat der DDR, Robotron, hatte hier seinen Stammsitz. Heute haben sich besonders in den Regionen Dresden, Chemnitz und Freiberg Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt, die international Qualitätsstandards setzen. In Dresden arbeitet die größte Chipfabrik Deutschlands.
Über 3 Millionen »Trabis« wurden bis 1991 im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau produziert. Gegenwärtig sind rund 70.000 Menschen in Sachsen mit dem Bau von Kraftfahrzeugen beschäftigt. Drei VW-Standorte (Zwickau, Chemnitz, Dresden), die Werke von Porsche und BMW in Leipzig sowie rund 750 Zulieferer, Dienstleister und Ausrüster prägen heute das Autoland Sachsen.
Das große Doppel-M ist das Wahrzeichen der Leipziger Messe und steht am Nordtor des alten Technischen Messegeländes am Völkerschlachtdenkmal. Das neue Messegelände im Norden der Stadt wurde 1996 eröffnet. Die imposante Eingangshalle mit einer Kuppel aus 20.000 Quadratmetern Glas ist mittlerweile zum Markenzeichen der Leipziger Messe geworden. Mit jährlich bis zu 40 Messen und 1,6 Millionen Besuchern ist Leipzig wieder einer der führenden Messeplätze Deutschlands.
Das 1912 vom Dresdner Odol-Fabrikanten Karl August Lingner gegründete Deutsche Hygiene-Museum thematisiert damals wie heute den Menschen, seinen Körper und seine Gesundheit im gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhang. Es ist ein in Europa einzigartiges Wissenschaftsmuseum. 2001 bis 2010 wurde das im Stil der klassischen Moderne errichtete Gebäude durch den Dresdner Architekten Professor Peter Kulka saniert. In ganz Sachsen gibt es über 400 Museen.
Das Dresdner Schloss war Residenz der sächsischen Kurfürsten und Könige. Am 13. Februar 1945 wurde es fast völlig zerstört. Inzwischen ist das Schloss in seiner äußeren Hülle nahezu wiederhergestellt. Es beherbergt das Grüne Gewölbe, die Türckische Cammer, das Kupferstich- und Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Während der Flut 2002 waren die Kunstsammlungen im Dresdner Zwinger vom Hochwasser betroffen.
Der repräsentativ gestaltete Wendelstein, eine fast 20 Meter hohe freitragende steinerne Wendeltreppe, wurde von Dresdner Bildhauern aus Elbsandstein angefertigt. Er ist Teil des prachtvollen Schlosses Hartenfels in der Renaissancestadt Torgau. Heute befindet sich im Schloss das Landratsamt Nordsachsen.
Schloss Weesenstein im Müglitztal blickt auf acht Jahrhunderte Geschichte zurück und avancierte im 19. Jahrhundert zur »heimlichen Residenz« des sächsischen Königshauses. Dank umfangreicher Sanierung ist es heute wieder ein Juwel unter den sächsischen Schlössern. Es befindet sich wie zahlreiche Schlösser, Burgen und Gärten im Eigentum des Freistaates Sachsen, der für einen Großteil seines kulturellen Erbes weiterhin selbst die Verantwortung trägt. Die Region war 2002 stark vom Hochwasser betroffen.
Die Dresdner Frauenkirche ist ein Symbol der Versöhnung. Der barocke Kuppelbau aus dem 18. Jahrhundert fiel 1945 Luftangriffen zum Opfer, die Ruine blieb als Mahnmal gegen den Krieg stehen. Seit 1990 warben Bürger der Stadt weltweit um Unterstützung für den Wiederaufbau. Über 100 Millionen Euro, mehr als die Hälfte der gesamten Bausumme, spendeten Privatpersonen. 2005 wurde die Kirche geweiht.
Auf dem Gelände der ehemaligen Germania AG in Chemnitz werden seit 200 Jahren Maschinen und Anlagen gebaut. Heute werden die großen Hallen von mehreren mittelständischen Unternehmen genutzt. Die Maschinen- und Anlagenbauer des Freistaates sind eine starke Säule der sächsischen Wirtschaft. Die Exportquote liegt bei überdurchschnittlichen 42 Prozent. Fast 35.000 Menschen sind in der Branche beschäftigt.
Der Muskauer Park erstreckt sich grenzüberschreitend zu beiden Seiten der Lausitzer Neiße. Herzstück des Parks ist das Neue Schloss. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Park und Schloss schwer verwüstet. In deutsch-polnischer Kooperation entwickelte sich der Park zu einem Vorzeigeprojekt internationaler Denkmalpflege. Seit 2004 gehört der Muskauer Park zum UNESCO-Welterbe. Das äußere Erscheinungsbild des Schlosses ist heute fast wieder vollendet.
Der Braunkohlentagebau und die Folgen der Stromgewinnung rund um Leipzig haben die Landschaft massiv verändert. 20 Großtagebaue, 27 Brikettfabriken und 8 Großkraftwerke hinterließen Schmutz und eine zerstörte Natur. Seit 1990 belebt sich die Region wieder. Im Leipziger Neuseenland werden aus Kohlegruben Seen. Flüsse verbinden das Erholungsgebiet direkt mit der Stadt und so Natur mit dem kulturellen Leben der Großstadt.
Die als Wismutregion bezeichneten Gebiete in Sachsen und Thüringen sind durch eine mehr als 40-jährige intensive Gewinnung und Verarbeitung von Uranerzen stark beeinflusst. Nach der abrupten Einstellung des Uranerzbergbaus Ende 1990 begann die Wismut GmbH mit der Rekultivierung der Bergbaulandschaft und sammelte hier, in diesem Großprojekt im Bergbau und Umweltschutz, bisher weltweit einzigartige Erfahrungen. So ist die Gemeinde Schlema heute wieder ein Kurort.
Am 27. Oktober 1990 konstituierte sich der erste frei gewählte Landtag nach der Wiederbegründung des Freistaates Sachsen. Das Parlament tagte zunächst in der Dresdner Dreikönigskirche. Ab 1991 erfolgte der Neubau des Plenarsaals nach Plänen des Dresdner Architekten Professor Peter Kulka. Das sächsische Parlament hat im ehemaligen Landesfinanzamt an der Devrientstraße seinen festen Platz in der Landeshauptstadt direkt an der Elbe gefunden.
Mit einer Kapazität von 1.775 Betten ist das Klinikum Chemnitz das größte Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft im Osten Deutschlands und mit 5.000 Mitarbeitern zweitgrößter Arbeitgeber in der Region. In nahezu allen medizinischen Fachrichtungen wird den Patienten eine qualifizierte Versorgung geboten.